Der
Fremde von Hallig Rüge
von Helga Panitzky
ISBN 978-3-8311-0316-4
192 Seiten, 11,25
EUR
Leseprobe
Gierig schlagen die Wellen auf das
Deck des kleinen Kutters und drohen ihn in die Tiefe zu ziehen. Die stürmische
Nordsee bleckt ihre Zähne. Mit letzter Kraft steuert Lars Petersen
auf die weit vor ihm tosende Brandung zu, die er zeitweilig, wenn der Kutter
auf einer Welle reitet, erkennen kann. Er konzentriert sich auf das Bild
vor ihm. Sekunden später bricht eine Wasserwand über ihn zusammen.
Der Mast mit den schweren Netzen und der Takelage bricht und geht über
Bord. Die Scheiben des kleinen Steuerhauses bersten.
»Teufel noch
mal!« flucht er. Außer ein paar Möwen, die ihm hartnäckig
in den Fluchten der Wellen folgen, ist nur noch tosende Brandung um ihn.
»Hoffentlich fliegt mir nicht gleich der ganze Kahn um die Ohren!«
brüllt er gegen den Sturm an. Mit einer unglaublichen Stärke
wird der kleine Kutter auf den weißen Gischtsaum vor ihm zugetrieben.
Eine riesige Welle hebt das Boot. Krachend senkt es sich zwischen die großen
Steine einer alten Wehrbefestigung und bleibt dort wie angenagelt liegen.
Der nächste Brecher hebt sich in die Höhe.
»Nichts wie
weg, bevor das Wasser den Kutter wieder auf die offene See hinaus reißt.«
Lars Petersen ist wie von Sinnen. Er wirft in Windeseile einige Habseligkeiten
über Bord, springt an Land und läuft fluchtartig auf eine Erhöhung
zu. Als er sieht, daß das tobende Wasser ihm hierhin nicht folgen
kann, atmet er erleichtert auf. Er sieht sich um und erkennt in der Ferne
ein schwaches Licht.
(C)2000-2010Helga Panitzky |