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Anna-Meta
von Helga Panitzky

ISBN 978-3-8334-1040-6 

372 Seiten,  19,95 EUR

Leseprobe

§

Ohne lange zu überlegen, schlägt Torben den Weg zu Anna-Meta ein. ›Ob sie mir böse ist, dass ich mich noch nicht bei ihr gemeldet habe? Sicherlich wird sie mir böse sein, denn mein Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen! Und auch meine Kinder habe ich noch nicht gesehen‹, überlegt er. Ihm friert noch jetzt, wenn er an die letzte Begegnung mit Anna-Meta zurückdenkt. Zum längeren Nachdenken kommt er nicht. Nach einer knappen Stunde hat er sein Ziel erreicht. Als er auf den Hof zusteuert, schaut er sich erst einmal vorsichtig nach allen Seiten um. ›Ob sie mich schon gesehen hat?‹ Langsam steigt er aus dem Auto und geht schnurstracks auf das Wohnhaus zu. Nichts regt sich da drinnen. ›Ob sie nicht da ist?‹ Gerade im Begriff die Hausglocke zu betätigen, hört er plötzlich Kindergeschrei. ›Wissen meine Kinder, dass ich komme?‹ lächelt er.
»Ich komme ja schon, ihr kleinen Schreihälse«, hört er Anna-Meta rufen. Entschlossen drückt er die Türklinke hinunter. Fast wäre er mit Anna-Meta zusammengestoßen.
»Du? Du hast es tatsächlich geschafft? Unglaublich, Herr Pastor!« spottet sie.
»Ja, spotte nur! Doch höre mir bitte einmal zu, Anna-Meta!« bittet er.
»Warum sollte ich dir zuhören? Erst hörst du mir zu! Findest du nicht auch, dass es traurig ist, dich erst heute hier sehen zu lassen? Hattest du nicht Zeit genug, dir deine Kinder anzuschauen? Was bist du bloß für ein erbärmlicher Versager, der immer wieder vor allem davon rennt? Du als Geistlicher, der allen ein Vorbild sein sollte, versagst an allen Ecken und Kanten! Warum habe ich mich ausgerechnet in dich verliebt?«
»Du liebst mich also immer noch, Anna-Meta?«
»Ach, lass mich in Ruhe!« schreit sie ihn an. Als er sich ihr nähern will, explodiert sie. Alle Wut, die sich in ihr aufgestaut hat, entlädt sich nun.
Torben wird es Angst und Bange. »Nun lass mich doch auch einmal zu Wort kommen!« verschafft er sich Gehör. »Kannst du nicht, oder willst du mich nicht verstehen, Anna-Meta?«
»Das hast du großartig gesagt. Ich kann und ich will dich auch nicht verstehen! Und nun hau ab, ich muss mich um die Kinder kümmern!«
»Darf ich sie einmal sehen, Anna-Meta? Bitte.«
»Du willst deine Kinder sehen? Warum? Seid wann interessierst du dich für sie?«
»Wie kannst du nur so herzlos sein? Schließlich sind es auch meine Kinder.«
»Das fällt dir aber reichlich spät ein!«
»Bitte, Anna-Meta!«
»Na, komm schon!«
»Danke!«

(C)2008-2010Helga Panitzky

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